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(YK). Freitagabend 18.45 Uhr in Kirchheim. Die Bürger in Kirchheim bereiten sich auf das Wochenende vor. Eine Woche harter Arbeit liegen hinter ihnen. Im Fernseher beginnen gerade die Nachrichten. Sehen, was in der Welt passiert, was macht gerade der Hurrican in Amerika, gibt es auch positive Nachrichten? Keiner ahnt, was in den nächsten Minuten passieren wird. In die abendliche Ruhe heult schrill die Sirene auf dem Dach des Kirchheimer Rathauses. Unzählige

Alarmmelder der Kameradinnen und Kameraden der Kirchheimer Kernwehr und dem Welsebachtal piepsen. Mit einem Schlag ist sie vorbei, die Ruhe in der kleinen Autobahngemeinde. Dann eine kurze Phase der Entspannung, als die Stimme im Melder tönt „Achtung Achtung, Leitstelle Hersfeld-Rotenburg mit einem Übungsalarm für die Feuerwehr Kirchheim, stellen sie Einsatzbereitschaft her“! Übung.......Gott sei dank nur eine Übung, mag so manche Feuerwehrfrau, so mancher Feuerwehrmann in dem Moment gedacht haben, aber egal, ob Übung oder Ernstfall, jetzt werde ich gebraucht. In Kirchheim und dem Werlsebachtal mit den Ortsteilen Gossmannsrode, Reckerode und Rotterterode eilen die Kameradinnen und Kameraden zum Gerätehaus um sich einsatzbereit zu machen. Hier erfahren sie nun auch das Ziel der Übung. Der Aussiedlerhof am Beiersgraben soll brennen. Im Gerätehaus der Kernwehr in Kirchheim ist auch Matthias Reinmöller bereits angekommen. Seine erste Feststellung, kein Gemeindebrandinspektor oder Stellvertreter, kein Wehrführer oder sein Vertreter sind anwesend. Also, als der nächste, dafür ausgebildete Feuerwehrmann, gelbe Weste an und die Einsatzleitung übernehmen. Auf der Fahrt zur Einsatzstelle gehen die Gedanken durch den Kopf der Kameradinnen und Kameraden. Keiner hat etwas von der Übung gewusst, nicht die kleinsten Zeichen sprachen in den letzten Tagen dafür, das „etwas im Busch“ ist. Es traf die gesamte Wehr aus heiterem Himmel und das war auch das Ziel der Feuerwehrführung um Gemeindebrandinspektor Thomas Schneemilch, der von Kreisbrandmeister Udo Mohr ünterstützt wurde. „Kalt erwischen“ und aus den daraus resultierenden Erfahrungen den Brandschutz noch effektiver und sicherer machen. Zwischenzeitlich sind die ersten Einsatzkräfte an der Einsatzstelle eingetroffen. Der Einsatzleiter wurde über folgende Lage informiert. Renovierungsarbeiten in einem Gebäude in der Mitte des Aussiedlerhofes. Familie Meister will das Haus renovieren. Ein Handwerker hatte bei Lötarbeiten einen Zimmerbrand ausgelöst, den er selbst zu löschen versuchte. Als der Brand sich weiter ausbreitete, wurde die Feuerwehr gerufen. Zwei Handwerker befinden sich noch im Gebäude und werden vermisst. Optisch unterstützt wurde die Einsatzlage durch dichten Rauch, der aus den Fenstern des Gebäudes quoll. Der Einsatzleiter stellte die einzelnen Angriffstrupps zusammen und schickte den ersten Löschtrupp unter Atemschutz in das verqualmte Gebäude. Zeitgleich ordnete der Einsatzleiter über den Einsatzleitwagen (ELW) vor Ort die Nachalarmierung der Wehren aus dem Aulatal an. Dieses war unbedingt erforderlich, um eine ausreichende Wasserversorgung aufbauen zu können, da die wasserführenden Fahrzeuge nur begrenzte Mengen mitführten. Die nächste Entnahmestelle aus einem Hydranten liegt auf dem Überholbahnhof an der ICE-Strecke und an einem Regen Rückhaltebecken, das jedoch nur schwer zugänglich ist. Alternativ musste das Wasser aus dem Welsebach übernommen werden. Zwischenzeitlich hatte der Einsatztrupp im Haus einen vermissten Handwerker gefunden und auf einer Trage aus dem Haus gebracht. Da das Feuer nicht unter Kontrolle zu bekommen war, und zwischenzeitlich auch noch das Treppenhaus in dem brennenden Gebäude eingestürzt war, wurde das Ibratal nachalarmiert. Während der Löscharbeiten, die nunmehr langsam eine Wirkung zeigten, schrillte plötzlich ein markerschütternder Hilferuf über den Aussiedlerhof. Eine Person stand am Fenster in der ersten Etage des Gebäudes. Dichter Qualm drang aus dem Fenster und umschloss die Person. Die Einsatzkräfte auf dem Hof erstarrten kurz, denn mit diesem zusätzlichen Szenario hatte nun im Verlauf des Einsatzes niemand mehr gerechnet. Mehrere Kameraden setzten eine Steckleiter zusammen um die Person aus der misslichen Lage zu retten. Zeitgleich wurde die Drehleiter aus Bad Hersfeld alarmiert, um die Kräfte vor Ort zu unterstützen. Bereits mit dem Eintreffen der Drehleiter gelang es den Kräften, die Person über die Steckleiter in Sicherheit zu bringen. Für den Abstieg wurde er fachgerecht mit Seilen gesichert, um zu verhindern, das er nicht abstürzt und sich verletzt. Auch die Kameraden der Bad Hersfelder Drehleiter hatten es sich vermutlich gerade zuhause „gemütlich“ gemacht, waren sie doch erst wenige Stunden vorher bei einem Brandeinsatz in Wölfershausen. Die Drehleiter aus Bad Hersfeld setzte dem gesamten Szenario aus 20 Metern Höhe mit dem Wassermonitor die Krone auf und nach zwei Stunden war der Gebäudebrand unter Kontrolle und die Übung konnte beendet werden. „Ich bin froh, das wir diese Übung durchgeführt haben“ sagte Gemeindebrandinspektor Thomas Schneemilch am Ende der Übung. Und zählte dann schonungslos die Schwachstellen des Einsatzes auf, wenn es sich um einen Realbrand gehandelt hätte. Das Regenwasser Auffangbecken der Bahn ist viel zu schwer zugänglich und es erfordert schweres Gerät, um sich einen Zugang zum Löschwasser zu verschaffen. Der Welsebach führte zwar genug Wasser, muss aber möglichst aufgestaut werden, um das Löschwasser entnehmen zu können. Der Hydrant ist ein wirkungsvolles Mittel, aber auch hier kann man im Ernstfall an seine Grenzen stoßen. Während der Übung brach die Wasserversorgung über den Hydranten völlig zusammen. Der gesamte Einsatzablauf hat gezeigt, das bei einem Feuer nicht nur ein Abschnitt, sondern die gesamte Kirchheimer Feuerwehr alarmiert werden sollte, um zeitliche Verzögerungen zu verhindern. Nur so kann erreicht werden, das stets die bestmögliche Personenzahl für die Menschenrettung zur Verfügung steht. „Es war jetzt ein Freitagabend und wir konnten 89 Kameradinnen und Kameraden mobilisieren“ fuhr Schneemilch fort, „aber man bedenke die Situation an einem Dienstagvormittag, da bekommen wir vielleicht nur einen Bruchteil der Kräfte zusammen. Ich werde den Alarmplan umarbeiten und das sofort berücksichtigen“. Nach der Alarmübung trafen sich die Einsatzkräfte noch zur Nachbesprechung im Kirchheimer Gerätehaus. Gegen 22.30 Uhr konnten dann alle am heimischen Sofa ihre Füße hochlegen. Frauen und Männer die nicht zögern würden, wenige Minuten später schon wieder auszurücken, um Menschenleben zu retten. Das ist unsere Feuerwehr.

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